Caribe, Chiva & Ceviche

Nachdem ich vom Dschungel erholt und wieder im Vollbesitz meiner Kräfte war, ging es nach ein paar weiteren Tagen Cartagena weiter die Küste herunter. Wie schon in Panama gestaltet sich dabei das Reisen hier aufgrund von weniger Verbindungen und weniger auf Touristen zugeschnittener Angebote etwas komplizierter, dafür bekommt man aber auch mehr von Land und Leuten mit. Ungewöhnlich ist für mich, dass über Buspreise wie auf dem Basar verhandelt werden kann, und das gilt nicht nur für die halbofiziellen Transporte, sondern auch für die großen Busagenturen. Hier habe ich als Gringo naturgemäß schlechte Chancen und musste sicherlich den ein oder anderen Peso Lehrgeld bezahlen. Dies wurde mir jedenfalls bewusst, als meine kolumbianische Reiseabschnittsgefährtin dann bei solchen Gelegenheiten die Verhandlungen führte. Sie war es auch, die mich für das karibische Zeitgefühl sensibilisierte, als wir um 8 Uhr einen Bootsausflug gebucht hatten. Während ich als pünktlicher Deutscher um kurz vor acht schon Druck machte, bekam ich nur „tranquilo“ zu hören. Natürlich sollte sie Recht behalten, denn obwohl mit 20 Minuten Verspätung am Bootssteg angekommen, sollten wir noch eine weitere halbe Stunde warten bis es losging. Wir waren auch auf einer spassigen Abendveranstaltung namens „Rumba en Chiva“, eine Art Fiesta im Partybus. Man nehme einen bunt angestrichenen, offenen Bus, eine Gruppe Musiker, einige Dutzend Kolumbianer und eine Handvoll Touristen sowie eine Pulle Schnaps pro Sitzreihe und los geht die lustige Fahrt durch die Stadt. In unserem Fall kam dann unplanmässig noch ein geplatzter Reifen dazu, so dass die Party bis zum Eintreffen eines Ersatzbusses kurzerhand auf die Strasse verlegt wurde. Wir befanden uns dabei mitten in einem Wohngebiet. Während in Deutschland sowas wohl innerhalb von Minuten nach hysterischen Anrufen bei der Polizei aufgrund von Ruhestörung aufgelöst würde, haben hier die Anwohner einfach gelassen reagiert und teilweise mitgefeiert. Ok, die sind Musik auch gewöhnt, denn an jeder Ecke ist zu fast jeder Tages- und Nachtzeit Salsa, Reggaeton oder Champete zu hören. Nicht der billige Fusel aus dem Bus, sondern wohl eine meiner täglichen Portionen Ceviche (marinierter Meeresfrüchtecocktail) war wohl die Ursache von Montezumas Rache, die mich nach über 3 Monaten zwar spät, aber schließlich doch erwischte. Zum Glück in einer leichten Version. Ich sollte mich vielleicht doch an das bewährte Motto eines weisen Freundes halten: Esse was gar ist, trinke was klar ist, sage was wahr ist, sammel was rar ist, und gehe dahin wo es nah ist. Nach vier Wochen an der Karibikküste ist nun aber eh Schluss mit Seafood & Co und es ist Zeit für andere Regionen. So bin ich grade nach insgesamt 20-stündiger Reise im Herzen Kolumbiens angekommen…pünktlich zu den Prozessionen der Semana Santa.DSCN7143[1]

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