In Praia da Pipa waren wir mal wieder an einem dieser magischen Orte, in denen man sich in einer wunderbar gelassenen Atmosphäre wochenlang wohlfühlen könnte. Dabei schwärmen einige Alteingesessene noch von vergangenen, weniger touristischen Zeiten. Vielleicht haben sie nicht ganz Unrecht, aber andererseits bin ich bei solchen Aussagen etwas skeptisch, denn es ist immer wieder erstaunlich, wie oft aus einer miserablen Gegenwart eine gute alte Zeit wird. Der Tagesablauf in Pipa ist jedenfalls weiterhin sehr entspannt, wobei es schon auffällig war, dass mein Rhythmus nach nem halben Jahr „on the road“ doch etwas ruhiger war als der meiner Dortmunder Kumpels, die verständlicherweise im knapp bemessenen Urlaub alles mitnehmen wollten was geht (und das auch taten ;-)) In übertriebene Hektik verfallen sind auch sie allerdings nicht gerade, denn wie wir alle wissen hat Stress noch keinen Vorgang beschleunigt. Nach einigen mit Delfinbeobachtungen, Surfstunden und weiteren Strandaktivitäten verbrachten Tagen kam dann mit Bollwerk noch ein weiterer Amigo aus der Heimat an. Auch er verliebte sich sofort in dieses Fleckchen Erde und plant mehrere Wochen zu bleiben, wohingegen ich meine Zelte in Pipa nach einer guten Woche abbrechen musste. Vor der Abreise aus Brasilien stand noch eine 2-tägige Besichtigung der etwas schäbigen Küstenmetropole Fortaleza an. Dort hatte ich bei der Kündigung meines Handyvertrages noch einmal mit den hiesigen bürokratischen Ärgernissen zu kämpfen. Bei Vertragsabschluss war eine persönliche brasilianische Identifikationsnummer (CPF) notwendig, die ich nicht besitze, so dass der flexible Mann damals zu meinem Erstaunen kurzerhand eine CPF im Internet generierte. Dieser typisch brasilianische „jeitinho“ (Umweg) sollte mir nun bei der Kündigung zum Verhängnis werden, denn „meine“ CPF war logischerweise offiziell nirgendwo registriert. Es wurde ein so großes Problem, dass mir die sich gegenseitig an Inkompetenz überbietenden „Mitarbeiter“ des Telekommunikationsunternehmens einen halben Tag Lebenszeit stehlen sollten. Den Rest des Tages hatte ich dann noch einige Koks-Angebote abzulehnen und bestieg dann den Flieger, erneut Richtung Kolumbien. Eine gelungene Überleitung, wie ich finde. Dort sind nun weitere erholsame Tage geplant, denn die intensive WM-Zeit hat doch Substanz gekostet 😉 Es bleibt noch eins zu sagen: Obrigado, Brasil, für zwei Monate, die nur ein Prädikat verdienen: Weltklasse! Aber auch: Kolumbien, meine zweite suedamerikanische Liebe, es ist schön wieder hier zu sein!
Archiv für den Monat: Juli 2014
Brasilien. Ein Wintermärchen
Da ist das Ding!

08.07.2014, Belo Horizonte
4:0: Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf
5:0: Surreale Momente fuer die Ewigkeit
6:0 Wir singen Heimspiel in Belo…Rio de Janeiro oh ohohoh…ihr seid nur ein Karnevalsverein…so ein tag, so wunderschön wie heute….einer geht noch, einer geht noch rein…gegen Deutschland kann man mal verliern….Finale ohohoh
7:0: „O dia do massacre do Mineiraço“ ist perfekt
Gaucho na Copa, Brasiliens bekanntester Fan, uebergibt den Pokal nach dem Spiel
Wahnsinns-Weltmeister-Wochen
Das Beste in Porto Alegre kam zum Schluss! Beim nervenaufreibenden Achtelfinale gegen Algerien hatte ich die Ehre am Spielfeldrand eingesetzt zu werden. Beim Einlaufen und bei den Nationalhymnen waren wir die menschlichen Blockaden für die Fotografen und damit mitten im Geschehen. Gänsehaut pur. Das Spiel selber verfolgte ich keine 2 Meter von der Eckfahne entfernt, einfach sensationell. Und auch Kevin Grosskreutz hat sich nach anfänglicher Irritation gefreut, dass ihn beim Warm-Up ein waschechter Dortmunder von der Seite angequatscht hat. Im Vorfeld des Spiels hatte ich auch Gelegenheit zum Fachsimpeln u.a. mit Gerhard Delling, Bela Rethy und KMH, alles lockere Zeitgenossen, die sich für einen Plausch nicht zu schade sind. Natürlich war auch die Pressekonferenz ein interessanter Einblick, wenn auch mit dem wie immer nichtssagenden Philipp Lahm. Aber gut, was soll man auch von jemanden erwarten, der sich nach einem 2:5 (Pokalfinale 2012) hinstellt und sagt man sei die bessere Mannschaft gewesen -;) Nach dem Spiel folgte dann noch eine ausschweifende, diesem unvergessenen Monat durchaus angemessene Abschlussparty, die für mich gleichzeitig das Bergfest meines Sabbatjahres darstellte. Es war leider schon an der Zeit, Abschied zu nehmen. Und dann ging es zum Viertelfinale nach Rio, wo mich mit Philipp ein guter Kumpel aus der Heimat bereits erwartete. Er hatte dankenswerterweise bereits ein Apartment in idealer Lage an der Copacabana organisiert, Meerblick inklusive. Da wir die Sehenswürdigkeiten schon bei vorherigen Besuchen abgeklappert hatten, vertrieben wir uns die Tage bis zum Knaller gegen Frankreich mit Beach-Volleyball an den Stränden Rios. Und auch das Fanfest an der Copacabana war einen Besuch wert. Das einzige was störte waren die vielen Deutschen 😉 Eines Abends hatte unser Gastgeber uns dann mit den Worten „it will be a good experience for you“ in eine Bar in der mittlerweile befriedeten Favela Vidigal eingeladen. Mit rasenden Mototaxis wurden wir durch die steilen und engen Gassen auf dem höchsten Punkt mit Top-Aussicht auf Ipanema und Leblon gefahren! Leider fehlte an meinem Mototaxi eine Abdeckung an einem heißen Maschinenteil, so dass ich mir beim Beineeinziehen in einer engen Kurve Verbrennungen zweiten Grades an der Wade zugezogen habe. Aber alles halb so wild und ansonsten war es tatsächlich eine gute Erfahrung. Eine noch einprägsamere Erfahrung erwartete uns im Maracaña, dem Allerheiligsten, was der Fussball zu bieten hat. Durch den hart umkämpften Einzug ins Halbfinale war auch unser weiterer Weg vorgezeichnet: nächste Station Belo Horizonte! Dort stiess mit Stasi der nächste Dortmunder zu unserer Reisegruppe hinzu, die in einigen Tagen mit Niko komplettiert wird. Mit etwas Glück kam ich sogar noch an ein Ticket für das Jahrhunderthalbfinale gegen Brasilien ran. Fortsetzung folgt…