Archiv für den Monat: Mai 2014

Buenos fucking Aires, baby!

Was fuer eine Stadt! Sie bietet so viel, dass ich schon jetzt laenger als eigentlich geplant hier verweile. Zu Beginn meines Aufenthaltes habe ich mich mit Hilfe von gefuehrten „Free-Walking“-Touren durch verschiedene Stadtviertel erst einmal orientiert. Diese globale Bewegung zeichnet sich durch eine ungezwungene Atmosphaere aus, und am Ende der Tour entscheidet man selber, was einem die Tour wert war. Ich wurde von dieser Art der Stadterkundung bisher weder hier noch in anderen Staedten enttaeuscht. Nachdem ich in den vergangenen Monaten einige porteños – so die Bezeichnung der Einwohner Buenos Aires – kennengelernt habe, gab es hier das ein oder andere freudige Wiedersehen, wodurch ich auch einige Geheimtipps der Stadt zu Gesicht bekommen habe. Eine solche exklusive Angelegenheit war der Besuch eines „puerta cerrada“-Restaurants, bei dem wir den Ort (eine Privatadresse) erst kurz vor der Veranstaltung mitgeteilt bekommen und dann ein fantastisches Menue serviert bekommen haben, begleitet von feinsten Weinen aus Mendoza. Ausserdem eine willkommene Abwechslung zu den Steaks, die hier in den besseren Lokalitäten uebrigens mit Loeffeln zerlegt werden, warum auch immer, vielleicht um die Zartheit des Fleisches zu demonstrieren. Auch die Desserts, vor allem in den italienisch anmutenden Eisdielen (dulce de leche ist hervorzuheben, nicht nur als Eissorte) und Confiserien, sind von exqusiter Qualitaet, nachdem die von mir verzehrten Desserts der vergangenen Monate in aller Regel geschmacklich eher den Nachspeisen in einem beliebigen Hotel an der tuerkischen Riviera aehnelten. An eine weitere Analogie zum Bosporus, naemlich den Kuss auf die Wange zur Begruessung und zum Abschied auch unter Maennern, habe ich mich mittlerweile auch gewoehnt. Fuer alle Argentinier schier zum Verzweifeln ist die inflationäre Währung, zur Zeit liegt die Rate bei ca. 25 -30 % jaehrlich. Dies fuehrt zu einigen skurrilen Gegegebenheiten: So werden auf dem „blauen Markt“ (Schwarzmarkt klingt den Argentiniern zu negativ) harte Euro oder Dollar zu Kursen weit ueber dem offiziellen Wechselkurs angekauft. Waehrend dies, obwohl illegal, zumindest toleriert wird, ist der Umtausch einheimischer Devisen in Dollar streng reglementiert. Noch erstaunter war ich, dass der Preis fuer den Big Mac zwecks Manipulation des mittlerweile scheinbar weltweit anerkannten Big-Mac Indexes von der Regierung (mit-)bestimmt wird! Uebrigens gibt es hier aufgrund der grossen juedischen Community den einzigen koscheren McDonalds weltweit, aber das nur am Rande. Ansonsten habe ich letztes Wochenende die Meisterschaft samt Feier von River Plate miterleben duerfen. Ein ganz besonderes Erlebnis in der Welthauptstadt des Fussballs. Natuerlich steigt im voellig fussballverrueckten Argentinien auch die WM-Vorfreude von Tag zu Tag merklich an. Wenn wir sie in einigen Wochen zum dritten Mal hintereinander aus der WM geworfen haben werden (soweit zumindest meine Theorie…), wird sich das sicherlich wieder legen 😉 In diesem Sinne, bis bald!DSCN7666

Adios Colombia, bienvenido Argentina!

Meine letzte Station in Kolumbien war das pulsierende Medellin, mir bisher hauptsächlich durch das mittlerweile zerschlagene Kartell bekannt. Und tatsächlich ist Pablo Escobars Geist – meist negativ, aber vereinzelt auch positiv – weiterhin allgegenwärtig. Allerdings blicken die meisten Paisas (Einwohner Medellins & Umgebung) nach vorne und wollen den Terror in der ehemals gefährlichsten Stadt der Welt am liebsten ausblenden. Und nach meinem Eindruck ist Medellin auf einem guten Weg. Die Stadt ist sicher und unkompliziert zu erkunden, auch durch die einzige Metro des Landes samt Anschluss an eine Seilbahn, die die unterprivilegierten Vororte an den Hängen bedient, Einblicke in den täglichen Lebenskampf inklusive. Die Paisas sind im Allgemeinen sehr geschäftstüchtig und eher der Auffassung, etwas leisten zu müssen, um das eigene Dasein zu legitimieren, als die Bevölkerung im Rest des Landes, wo man sich nur allzu gerne Oasen der Zeitlosigkeit schafft. Lebende Beispiele für die philosophische Erkenntnis, nur im Hier und Jetzt zu leben, gibt es jedenfalls viele in Kolumbien. Ein stimmungsvolles Erlebnis war der Besuch eines Copa Libertadores Spiels, das allerdings qualitativ eher zweitklassig war. Dies wiederum hielt die siegreiche Mannschaft nicht davon ab, den Auswärtssieg angemessen bei „Koks und Nutten“ zu zelebrieren, wie man am folgenden Tag anschaulich bebildert in der Presse verfolgen konnte. Unter anderem weil mich solche Anekdoten immer wieder aufs Neue belustigen habe ich mich nach nunmehr 2 Monaten nur schweren Herzens von Kolumbien lösen können und nun Buenos Aires erreicht. Da mein Zwischenstopp am Flughafen Lima (da wollte ich seit Zak McKracken schon immer mal hin) eine ganze Nacht dauerte und kein Bett in der naeheren Umgebung zur Verfuegung stand, habe ich mir einen Keks, äh ein Plätzchen im Transitbereich zum Nächtigen gesucht. Dank Ohrstöpsel, Kissen und Augenbinde konnte ich sogar besser als erwartet ratzen. Angekommen in Argentinien ging es selbstverständlich als Erstes in Richtung Steakhaus. Und auch wenn der extrem instabile argentinische Peso nicht mehr ganz so günstig wie noch bei meinem ersten Besuch vor 5 Jahren steht, so gibts hier Fleisch-Genuss à la Hohoffs immer noch zu Preisen wie beim Tamilen um die Ecke. Nicht nur deshalb freue ich mich darauf, la buena vida im inspirierenden Buenos Aires in den nächsten Tagen zu genießen. RSCN7585

Von Campesinos und Edelmännern

Meine weitere Reise führte in die Hauptstadtmetropole Bogotá, wobei ich dort aufgrund von angekündigten Strassenblockaden etwas früher als geplant eingetroffen bin. Auf dem Weg habe ich noch einige kleinere Ortschaften besucht. Die Menschen sind hier allgemein, aber insbesondere in den ländlichen Gegenden sehr herzlich. Ein Campesino allerdings fand es ungemein spassig, mich wiederholt als Hitler zu bezeichnen. Ich habe mich mit Alexander von Humboldt getröstet: Die schlimmste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben. In Bogotá habe ich mich in dem historischen La Candelaria Viertel niedergelassen. Vor einigen Jahren noch eine No-Go-area, würde ich sie jetzt als „shabby-chic“ und relativ angenehm bezeichnen, in der man die bewegte Geschichte an vielen Stellen atmen kann. Da hier aber weiterhin viele Apfelbanditen rumhängen bin ich über die Präsenz der Sicherheitskräfte nicht undankbar, wohingegen diese an vielen anderen Stellen völlig übertrieben erscheint, z.B bei einem einfachen Leergut-Transport, natürlich immer schwer bewaffnet. Vielleicht handelt es sich aber auch um Relikte aus der gewaltsamen Vergangenheit. Wie aus einer anderen Epoche mutet auch der Smaragdhandel auf öffentlichen Plätzen an, wo Edelmänner im feinen Zwirn ihre Geschäfte machen. Übrigens völlig legal, und Fotografieren ist streng verpönt. Ansonsten nehme ich hier das Großstadt-Feeling langsam wieder auf, denn nach aktueller Planung werde ich die nächste Zeit weitestgehend in Millionenstädten verbringen. DSCN7349