Kurzes Update aus Myanmar. Habe mich inzwischen mit drei unkomplizierten Jungs zusammengeschlossen, allesamt positive Erscheinungen, mit denen ich schon in Laos auf einer Wellenlaenge lag. Nach Mandalay haben wir einige Zungenbrecherorte wie Pyin Oo Lwin, Hsipaw oder Nyaung Shwe besucht. Ganz witzig gestaltete sich in Hsipaw die oertliche Versorgung, denn die selbstbetitelten Mr. Food, Mr. Shake und Miss Popcorn sorgen dort fuer das leibliche Wohl, der Buchhaendler bezeichnet sich als Mr. Book, und Mr. Gold sowie Miss Ruby bieten Schmuckstuecke an. Da weiss man woran man ist. Zufaellig feierte die in dieser Region stark vertretene Bevoelkerungsgruppe der „Shan“ waehrend unseres Aufentahltes das Neujahrsfest nach Ihrer Zeitrechnung. Auf einem grossen Acker wurde volkstuemliche Musik zum Besten gegeben, und rund um ein Feuer begruessten wir mit viel Getoese das Shan-Jahr 2109. Fuer die Einheimischen war der Anblick von uns Langnasen auf diesem Fest etwas gewoehnungsbeduerftig, was unsererseits fuer deren komischen Singsang galt, aber trotzdem hatten wir gemeinsam viel Spass. Das galt auch fuer zwei Radtouren, jeweils mit erfrischenden Badestopps an schoenen Wasserfaellen. Zuletzt absolvierten wir noch einen zweitaegigen Trek mit Uebernachtung in einem Kloster. Dieser war landschaftlich einer der schoensten des Jahres, und auch die abendliche Fussballrunde Moenchsnovizen vs. Touris hat Spass gemacht. Der kurze Einblick in das einfache Leben im Kloster war auch ganz interessant. Wie es hier von jedem buddhistischen Jugendlichen erwartet wird, versuchte sich auch unser junger Trekking Fuehrer mal als Moench, doch wie er berichtete nur fuer eine Woche, denn dann wurde er wegen Stehlens, eine der unverzeihbaren Suenden, verstossen. Dass es sich nur um ein wenig Reis gehandelt hat – im Kloster gibt’s naemlich ab 12 Uhr mittags nichts mehr auf die Gabel – spielte dabei keine Rolle. Ansonsten lassen das alltaegliche Leben fernab unserer Standards, die freundlichen Menschen und die eindrucksvollen Landschaften die kleinen Problemchen wie Busverspaetungen um mehrere Stunden, Stromausfaelle, schwaches bzw. nicht existentes Wifi als halb so wild erscheinen. Auch notieren die Hotels und Busunternehmen stringent die Pass- und Visadaten, wie man munkelt zur Weitergabe an die Geheimdienste zwecks Tourikontrolle. Bei einigen Herbergen wurden wir mangels Lizenz zum Beherbergen von Auslaendern sogar abgewiesen. Trotz oder gerade wegen vieler fuer uns ungewohnter Aspekte – Myanmar ist ein faszinierendes Reiseland.
Archiv für den Monat: November 2014
Road to Mandalay
Nach einem zweitägigen Zwischenstopp in Bangkok – diesmal in einem authentischen Stadtviertel weit weg von Khao San Road und Ping-Pong-Shows – steht nun mit Myanmar eines der am stärksten buddhistisch geprägten Länder der Welt auf dem Programm. In Mandalay angekommen, wurde mir schnell klar, dass die Stadt mit dem Namensvetter & Luxusresort Mandalay Bay in Las Vegas aber auch rein gar nichts gemein hat. Der Transport zum Hotel erwies sich gleich als Glücksfall, denn der Mototaxifahrer stellte sich als hervorragender Führer heraus, den ich prompt für die ersten Tage engagierte. Ohne seine Anpreisung hätte ich wohl kaum die täglich stattfindende, zeremonielle Gesichtsreinigung einer goldenen Buddha Statue um 4 Uhr morgens bestaunt. Einmal so früh aus den Federn transportierte er mich anschliessend zu einer einzigartigen Teakholzbrücke. Der Einklang der aufgehenden Sonne mit den die Brücke überquerenden Mönchen, den Fischern in ihren Booten und dem leichten Nebel war ein faszinierendes morgendliches Schauspiel. Schon nach wenigen Tagen bin ich sicher, dass Myanmar das außergewöhnlichste Land meiner Reise ist. Einerseits aufgrund des Ambientes durch die unzähligen Pagoden, Klosteranlagen und Tempel, andererseits weil sich vieles noch wie vor hundert Jahren abspielt. Nächtliche Straßenbeleuchtung ist selbst in der Millionenstadt Mandalay nicht vorhanden, Discos Fehlanzeige, Frauen tragen eine pastellfarbene Paste als Sonnen- und Hautschutz im Gesicht, Männer tragen Röcke (Longyis), im Strassenbild sind Handwerksbetriebe wie Webereien, Rubinschleifer und Blattgoldproduzenten fest verankert. Beim Zuschauen der Goldschläger wurde mir mal wieder bewusst, dass es im Leben darauf ankommt, entweder Hammer oder Amboss zu sein, aber niemals das Material dazwischen. Von dem nach stundenlangen Hämmern entstehenden Blattgold werde ich sicherlich einige Scheibchen erwerben, damit der Mettigel zu Weihnachten noch besser schmeckt. Auch merkt man deutlich, dass sich die Militärregierung bis vor wenigen Jahren ziemlich abgeschottet hat und sich erst langsam dem Tourismus sowie westlichen Einflüssen öffnet. Es gibt beispielsweise keinen McDonalds und bis vor kurzem war Coca Cola nicht zu erwerben, doch nun ist die Marketingmaschinerie in vollem Gange. Übrigens bleiben als letzte Coca Cola-freie Enklaven nun nur noch Nordkorea und Kuba…womit mixen die Kubaner dann eigentlich nen Cuba Libre?
Unterwegs in Thailand und Laos
Über Vang Vieng nach Vientiane
Auf die genussvollen Tage von Luang Prabang folgte der Ausnahmezustand von Vang Vieng. Dazwischen stand noch eine nicht nur landschaftlich denkwürdige Busfahrt. Ging es im sogenannten VIP-Bus – was für eine Übertreibung für diese marode Klapperkiste – mit lediglich einer Stunde Verspätung los, so dauerte es nicht lange bis zum Ausfall der Klimaanlage. Ich hatte mich schon auf eine unerträgliche Fahrt eingestellt, aber die Reparaturversuche waren schließlich erfolgreich. Einige Serpentinen weiter wurde unsere Geduld dann durch einen Erdrutsch weiter auf die Probe gestellt, doch auch dies liess sich irgendwie aussitzen. Die Welt ist halt sinnbildlich eine launische Geliebte, die erobert werden will, um Reiseautor Andreas Altmann mal zu zitieren. Der schliesslich erreichte Ort Vang Vieng unterlief in der vergangenen Dekade einer Wandlung vom ruhigen Geheimtipp über eine Exzesshochburg ohne Limits bis hin zu irgendwas dazwischen in heutiger Zeit. Weiterhin ein großer Spaß ist das „Tubing“, bei dem man in Gummireifen den Fluss entlangtreibt, wobei die Betreiber bemüht sind, die Gäste mit Seilen an die am Ufer gelegenen Bars zu manövrieren. Heute sind es noch eine Handvoll davon, doch anhand der übriggebliebenen Baracken der inzwischen geschlossenen Betriebe bekommt man eine Vorstellung von dem Irrsinn, der hier vor nicht allzu langer Zeit abgegangen sein muss. Bei über 20 Tubingtoten jährlich und nachdem ein „falang“ (Ausländer) nackt und schreiend ins Dorf rannte und – von den Bewohnern als böser Geist angesehen – fast zu Tode geprügelt wurde, sah sich die Regierung schliesslich dazu veranlasst, dem wahnsinnigen Treiben Einhalt zu gebieten. Heutzutage ist es auf gemässigte Art immer noch „tingtong“ (verrückt, lustig), und bei zu viel Trubel bieten Ausflüge in die mit Bergen, Wasserfällen, Lagunen und Höhlen gesegnete Umgebung einen Ausgleich an. Auch eine Runde Fussball mit der Dorfjugend stand auf dem Programm. Erfreulich zu sehen, dass viele der laotischen Kids dabei Deutschlandtrikots tragen, natürlich bereits mit 4 Sternen auf der Brust! Nun weile ich in der Hauptstadt Vientiane, wohl der einzige Ort im Land, der einigermaßen städtischen Charakter hat. Hier vertreibe ich mir die Zeit bis zur Erledigung einer Visumsangelegenheit mit einigen Partien des von den Franzosen übernommenen Nationalsports Petanque, trinke dabei Lao-Lao (Reisschnaps) mit den Einheimischen und lasse den lieben Gott einen guten Mann sein.
Der Zauber von Luang Prabang
Reisetipp der Woche: Laos – Luang Prabang! Schon die Luftansicht auf die alte Königsstadt war atemberaubend. Endlose Gebirgsketten, der Mekong mit seinen kleinen Dörfern am Ufer, dazu ein unwirkliches abendliches Licht. Dagegen war selbst der Anflug auf Rio’s innerstädtischen Flughafen eine trostlose Angelegenheit. In der Stadt selbst fühlte ich mich dann ein wenig in eine frühere Zeit versetzt – hier gibt es keine Supermärkte, kein Verkehrschaos, keine Hektik. Es ist einfach ein anmutiger Ort zum Entschleunigen, Aufsaugen und Geniessen. Zum Beispiel bei einer Bootstour auf dem Mekong, dem Sonnenuntergang entgegen. Oder im Zentrum, einer kleinen Landzunge, beim Blick aufs Wasser, beim Bestaunen der unzähligen Tempel oder der durch die französische Herrschaft geprägten Kolonialarchitektur, in denen sich nun feine Boulangerien, Patisserien, Lingerien breitgemacht haben. Aber auch das wahre, ländliche laotische Leben ist immer nur einen Katzensprung entfernt. Egal in welchem Teil der Stadt, man begegnet ständig Mönchen, davon viele noch in jugendlichem Alter und oft mit Regenschirm als Schutz gegen die Sonne ausgestattet. Wie ich erfahren habe entscheiden sich hier viele für das Mönchsein auf Zeit, unter anderem da es eine gute Gelegenheit darstellt, Bildung zu erlangen. Eines morgens habe ich mich in aller Herrgottsfrühe aufgerafft, um den täglichen Almosengang zu bestaunen. Es ist schon ein begreifendes Schauspiel, wenn Dutzende Mönche zum Sonnenaufgang lospilgern um Reis, Obst und weitere Gaben zu empfangen und einen Teil davon an die Armen weiterzuverteilen. Um so früh fit zu sein muss man zeitig ins Bett. Trotzdem war ich recht verwundert, als ich mich nach einer Session im Internetcafe umdrehte und feststellte, dass der Inhaber seine Matratze auf dem Boden ausgebreitet, das Moskitonetz aufgespannt und sich eine Mütze Schlaf abgeholt hatte. Diese Situation beschreibt das Gemüt der Laoten recht exemplarisch, die Menschen hier sind zurückhaltend-freundlich, fast schon demütig, aber immer liebenswürdig. Entsprechend ist auch die laotische Massage deutlich entspannter als die Thai-Version, und vor allem muss man hier auch keine Sorge haben, dass nach Abschluss ein Ladyboy den Salon mit den Worten „i wanna give you joy“ betritt, wie es mir in Bangkok wiederfahren ist. Überhaupt versucht man hier ein zweites Thailand zu verhindern. So ist ab halb 12 Zapfenstreich, ab Mitternacht Ausgangssperre und intimer Kontakt zwischen Ausländern und Einheimischen ist verboten. Klingt komisch und wird auch nicht scharf kontrolliert, aber man muss sich nur die teilweise abstoßenden Gegebenheiten im Nachbarland vor Augen führen, um eine gewisse Sinnhaftigkeit dieser Regelungen zu erkennen. Wie dem auch sei, nach dieser zauberhaften ersten Station bin ich nun -pampered to perfection- bereit für weitere Entdeckungen im urspruenglichen Laos.