Archiv für den Monat: Dezember 2014

Ein unvergleichliches Jahr

Ein letztes Hallo aus Bangkok, der finalen Station meiner langen Reise. Nun ist es also soweit, das freie, herumziehende, unbeschwerte Leben ist fast vorbei. Die letzten Tage hatte ich auf der relaxten thailändischen Insel Koh Lanta noch ein wenig Zeit gefunden, das Jahr entspannt Revue passieren zu lassen. Und es war wirklich eine unvergleichliche Zeit. Die Welt stand mir offen, hinter jeder Ecke warteten Abenteuer und Freiheit, und manchmal, ja, magische Momente. Der Weg war das Ziel. Auf diesem habe ich aufregende Metropolen & bezaubernde Kolonialstädte kennengelernt, einsame Inseln & abgelegene Bergdörfer erkundet, atemberaubende Landschaften & historische Stätten zu Gesicht bekommen, Berge & Vulkane bestiegen, in Hängematten & im Kloster, im Dschungel & in der Wüste übernachtet, Hühnerherzen, Leguane, Ameisen & die besten Steaks der Welt genossen, eine neue Sprache gelernt & viele neue Kulturen kennengelernt, mit kolumbianischen Caribenas Bachata und mit brasilianischen Gauchas Samba getanzt (oder es zumindest versucht), den Gewinn des vierten Sterns hautnah miterlebt, und noch so vieles mehr. Sicherlich habe ich auch einige persönliche Grenzen verschoben, doch immerhin, meinen einzigen vorab gefassten Vorsatz „kein Heroin und kein schwanger“ konnte ich einhalten – soweit ich weiß. Und auch die meisten unmoralischen Angebote, wie für ne Handvoll Dollar mal mit einer Panzerfaust zu schiessen, habe ich abgelehnt – für etwas mehr gibt es uebrigens auch noch ne Kuh als Zielscheibe dazu! All dies waren tolle Erlebnisse, doch was wären sie ohne die Menschen, mit denen ich sie teilen durfte. Ich kann hier sicher nicht alle Weggefährten erwähnen, aber da wären beispielsweise: Die wunderbare Diana, einen schöneren Start als der Trip mit ihr durch Mexiko hätte ich mir nicht vorstellen können. In Guatemala geht mein Dank an meinen Spanischcoach Pedro und meine Gastfamilie aus Quetzaltenango. Zudem fand ich in Mercedes aus Antigua eine wahre Freundin. Den Pre-Karneval von Panama erlebte ich mit dem Kanadier Nigel, die abgedrehten Tage von Las Tablas mit Max aus den USA, Timo & Christoph, eine zufällige, aber einfach gut harmonierende Truppe. Auf San Blas traf ich auf die porteñas Carolina und Cécilia, die mich später in die Kreativszene von Buenos Aires einführen sollten. In Kolumbien war es Brenda aus Cartagena, die mich mit ihrem karibischen Lebensgefühl auch in Medellin und auf San Andres begeisterte. Auch die Freundschaften zu Felipe und Omar aus Bucaramanga und zu Mafe aus Bogotá weiß ich zu schätzen. Virginia aus Mendoza danke ich fuer schoene Tage in Buenos Aires, jener Traumstadt, in der ich auch Freundschaft mit „el loco“ Andres schloss, der gemeinsam mit Julieta und Cristhian eine tolle WG in Porto Alegre bildete. „Brasil, decime que se siente“, noch immer klingt der Nachhall von diesen fussballverrückten Argentiniern in meinen Ohren. In Uruguay lernte ich Charles und Alexander kennen, die mich einige Wochen später durch ihre Heimatstadt Fortaleza führten. Womit wir schon bei Brasilien wären: Iris aus Pipa, Tania und Bruna aus PoA, dann insbesondere Nils, Torsten, Ahmed aus Ägypten, Volkan aus der Türkei, stellvertretend für die grandiose Volunteer-Truppe: was haben wir alles erlebt, die WM hautnah im Estadio Beira-Rio, berauschende Fan-Feste mit Brasi-Funk, caipigeschwängerte Samba-Nächte in der Cidade Baixa, Churrasco ohne Ende bei Freio de Ouro – es war die WM unseres Lebens! Sicher auch für meine Dortmunder Jungs, mit denen ich die glorreichen Tage von Rio de Janeiro und Belo Horizonte erleben durfte. Priceless! Ich erinnere mich noch als ich vor einem Jahr mit Niko über die Illusion, dieses WM-Finale live zu erleben phantasiert habe: „Was gäbe es Geileres?“ „Nix!“ Und der Traum wurde tatsächlich wahr, ganz zu schweigen von dem Blow-Out-Halbfinale, möglich gemacht durch Andreas! Ich denke wir konnten uns mit der legendären Triumphfahrt durch die magische Nacht von Rio ein wenig revanchieren. Diese haben wir wiederum unserem sagenhaften Chauffeur Pepin zu verdanken, einem der letzten wahren Abenteurer unserer Zeit, der nun mit dem grünen Deutschland-Glückstrikot durch die Welt streift. „Uns-Kevin“ darf ich nicht vergessen, der nach dem 7:1 trotz Fifa-Intervention mit uns zelebrierte, wie es nur ein Junge von der Südtribüne mit entsprechender Chuzpe fertigbringen kann. Ganz großer Typ! Im Amiland ist natürlich zuerst mein alter Kumpel, der einzigartige Pat zu nennen, ohne den ich mich wohl nie an den bizarren Burning Man herangewagt hätte. Vereinfacht wurde dieses Abenteuer auch dadurch, dass wir uns der Salty Jack Truppe angeschlossen haben. A low key crowd that’s the height of casual sophistication! Und auch der zweite West Coast Roadtrip mit meinem guten Freund Falk war wieder ein tolles Erlebnis! In Taiwan waren meine Weggefährten u.a. Nico und Lukas, die mir auch an meinem Geburtstag Gesellschaft leisteten. In Bangkok lernte ich Pedro aus Chile kennen, mit dem ich anschliessend Nordthailand und Laos bereisen sollte. Auf dieser Route traf ich auch Sharisa aus Bangkok, die fortan bei jedem Zwischenstop in der Stadt der Engel zu meiner persönlichen Stadtführerin und so avancierte. In Laos verstand ich mich so gut mit den smarten Jungs Gero, Max und Dominik, dass wir beschlossen gemeinsam Myanmar zu bereisen. Eine tolle, eindrucksvolle Zeit! Nicht missen möchte ich auch die Begegnung mit Poun und Jin aus Vientiane, die mir ihre Stadt aus einem authentischen Blickwinkel näher brachten. Ansonsten danke ich natürlich dem allseits beliebten Schnips für die treue Begleitung über das ganze Jahr. Dankbar bin ich auch meinen Vorgesetzten und Kollegen, die mir die Auszeit in dieser doch recht sorgenfreien Variante ermoeglicht haben. Und auch meine Familie und Freunde haben stets meine Begeisterung für dieses Projekt geteilt. Ich hoffe, dass ich Euch mit diesem kleinen Blog ein wenig an meinen Erlebnissen teilhaben lassen konnte und wünsche Euch allen ein frohes Fest & nen guten Rutsch! Auf bald! Euer Stefan & Euer Schnips

DSCN0422Mit Diana in YucatanDSCN5219Spanisch Lernen mit Pedro in QuetzaltenangoDSCN5330Bei Gastfamilie Sanchez in XelaDSCN6072Mit Max, Christoph und Timo beim Karneval von Las TablasDSCN6519Mit Cez, Caro & einer Nussschale auf den San Blas-InselnDSCN6764Mit drei Kanadiern auf dem Ciudad Pedida TrekDSCN9178Mit Mafe ueber den Daechern von BogotaFSCN7837Mit Virginia auf Weinprobe in Buenos Aires DSCN7863Die deutschen Volunteers von Porto AlegreDSCN8102Churrasco mit Familie Ramos Klein DSCN8008Mit Volkan und Anuar vor dem StadionDSCN8183Mit Andres und Ahmed in Porto AlegreDSCN8345Halbfinale in Belo Horizonte mit Philipp, Stasi und AndreasDSCN8436Auf dem Weg zum Triumph von Rio mit Pepin, Niko, Stasi und PhilippDSCN8908Auf San Andres mit Brenda und nem RastafariDSCN9404Mit Pat beim Burning ManRSCN9962Mit Clayton in Black Rock City DSCN9635Mit Falk auf Roadtrip durch KalifornienRSCN9386Mofatour in Taiwan mit Hostel-BekanntschaftenDSCN9639Mit Sharisa in BangkokDSCN0131Mit Gero, Max und Dominik in MyanmarDSCN0326Auf der ganzen Welt mit Schnips

In einem Land vor unserer Zeit

Picture 004Auf einem Tempel In BaganFSCN9340Fischer am Inle-SeeFSCN9333 Sonnenaufgang in MandalayFSCN9336Buddhas wohin das Auge reichtPicture 007Balloons over Bagan RSCN9338Auszug aus meiner Fotoserie: Fussballfelder dieser WeltPicture 005Derber Spass auf einer SpendentafelFSCN9335Querfeldein in der PferdekutschePicture 001Kicken zwischen Tausend Jahre alten TempelnFSCN9331Almosengang der MoenchsnovizenFSCN9329Allmorgendliche Gesichtsreinigung des goldenen Buddhas

Aufzeichnungen aus Myanmar

Endstation der im letzten Beitrag beschriebenen Trekking-Tour war ein ausgesprochen schöner See. Eine Bootstour führte uns vorbei an schwimmenden Gärten, an auf Stelzen gebauten Hütten, und immer wieder an Fischern, die, akrobatisch mit einem Bein auf dem Boot balacierend, mit dem anderen Bein das Ruder betätigen, um beide Hände zum Fischen freizuhaben. Zwischendurch wollte ich Sonnencreme erwerben, doch das einzig verfügbare Fabrikat war mit einer „extra-whitening“ Funktion versehen, ganz nach dem asiatischen Schönheitsideal der Hellhäutigkeit. Es wird also wohl nix mehr mit einem braunen Teint, eher das Gegenteil ist nun zu erwarten. Auch ohne helle Haut sehen viele Myanmaren durch ihre blutroten Münder sowieso schon aus wie Zombies, ein Umstand, der aus der hier weitverbreiteten Sitte des Betelnusskauen resultiert. Eine ziemlich unappetitliche Angelegenheit, zumal der Genuss mit ständigem Hingerotze einhergeht, aber jedem das Seine. Wir machten uns dann auf zum absoluten Highlight des Landes, der in der Tat imposanten alten Tempelstadt Bagan. Um das riesige Areal mit Tausenden von Tempeln und Pagoden zu erkunden, mieteten wir uns mit erstaunlich geländegängigen E-Bikes das perfekte Gefährt. Durch die Weitläufigkeit des Geländes verlaufen sich die Touristen und (noch) hat man die Bauwerke meist für sich. Beim Erkunden der Gänge und Erklettern von engen Treppen fühlt man sich ein wenig mystisch, wie Prince of Persia oder wahlweise auch wie Tomb Raider oder Indiana Jones. In den religiösen Bauten sollen sich auch Schlangen wohlfühlen, doch bekamen wir diese wie auch den in Myanmar ansässigen Schabrackentapir nicht zu Gesicht. Jetzt, nach ein paar Tagen in Bagan hat es sich aber auch ausgetempelt und wir sind ziemlich überpagodisiert, so dass ich die Besichtigung von Angkor Wat erst mal weit nach hinten geschoben habe. Der faszinierend-exotische Aufenthalt in Myanmar ist nun auch schon wieder vorbei und wie in diesem Ausmass wurde mir bisher in keinem anderen Land klar, dass wir zwar alle unter dem gleichen Himmel leben, aber unter verschiedenen Horizonten. Jetzt bin ich zum dritten Kurzaufenhalt in Bangkok und nachdem ich endlich auch sowas wie Orientierung habe muss ich sagen: Die Stadt gefaellt mir immer besser. Sowieso gilt: Bored in Bangkok? You gotta be kidding! Picture 002