Was fuer eine Stadt! Sie bietet so viel, dass ich schon jetzt laenger als eigentlich geplant hier verweile. Zu Beginn meines Aufenthaltes habe ich mich mit Hilfe von gefuehrten „Free-Walking“-Touren durch verschiedene Stadtviertel erst einmal orientiert. Diese globale Bewegung zeichnet sich durch eine ungezwungene Atmosphaere aus, und am Ende der Tour entscheidet man selber, was einem die Tour wert war. Ich wurde von dieser Art der Stadterkundung bisher weder hier noch in anderen Staedten enttaeuscht. Nachdem ich in den vergangenen Monaten einige porteños – so die Bezeichnung der Einwohner Buenos Aires – kennengelernt habe, gab es hier das ein oder andere freudige Wiedersehen, wodurch ich auch einige Geheimtipps der Stadt zu Gesicht bekommen habe. Eine solche exklusive Angelegenheit war der Besuch eines „puerta cerrada“-Restaurants, bei dem wir den Ort (eine Privatadresse) erst kurz vor der Veranstaltung mitgeteilt bekommen und dann ein fantastisches Menue serviert bekommen haben, begleitet von feinsten Weinen aus Mendoza. Ausserdem eine willkommene Abwechslung zu den Steaks, die hier in den besseren Lokalitäten uebrigens mit Loeffeln zerlegt werden, warum auch immer, vielleicht um die Zartheit des Fleisches zu demonstrieren. Auch die Desserts, vor allem in den italienisch anmutenden Eisdielen (dulce de leche ist hervorzuheben, nicht nur als Eissorte) und Confiserien, sind von exqusiter Qualitaet, nachdem die von mir verzehrten Desserts der vergangenen Monate in aller Regel geschmacklich eher den Nachspeisen in einem beliebigen Hotel an der tuerkischen Riviera aehnelten. An eine weitere Analogie zum Bosporus, naemlich den Kuss auf die Wange zur Begruessung und zum Abschied auch unter Maennern, habe ich mich mittlerweile auch gewoehnt. Fuer alle Argentinier schier zum Verzweifeln ist die inflationäre Währung, zur Zeit liegt die Rate bei ca. 25 -30 % jaehrlich. Dies fuehrt zu einigen skurrilen Gegegebenheiten: So werden auf dem „blauen Markt“ (Schwarzmarkt klingt den Argentiniern zu negativ) harte Euro oder Dollar zu Kursen weit ueber dem offiziellen Wechselkurs angekauft. Waehrend dies, obwohl illegal, zumindest toleriert wird, ist der Umtausch einheimischer Devisen in Dollar streng reglementiert. Noch erstaunter war ich, dass der Preis fuer den Big Mac zwecks Manipulation des mittlerweile scheinbar weltweit anerkannten Big-Mac Indexes von der Regierung (mit-)bestimmt wird! Uebrigens gibt es hier aufgrund der grossen juedischen Community den einzigen koscheren McDonalds weltweit, aber das nur am Rande. Ansonsten habe ich letztes Wochenende die Meisterschaft samt Feier von River Plate miterleben duerfen. Ein ganz besonderes Erlebnis in der Welthauptstadt des Fussballs. Natuerlich steigt im voellig fussballverrueckten Argentinien auch die WM-Vorfreude von Tag zu Tag merklich an. Wenn wir sie in einigen Wochen zum dritten Mal hintereinander aus der WM geworfen haben werden (soweit zumindest meine Theorie…), wird sich das sicherlich wieder legen 😉 In diesem Sinne, bis bald!
Johnny ,neues Codewort ab sofort „blauer Markt “ 🙂