Zugegebenermaßen stand Taiwan überhaupt nicht auf meinem Schirm für dieses Jahr. Doch da ich für den zur US-Einreise notwendigen Weiterreisenachweis unter leichtem Zeitdruck stand, buchte ich nach nur etwa halbstündigem Googeln ein Taiwan-Ticket. Meine bisherigen Asien-Erfahrungen beschränkten sich bisher auf die wohl nicht repräsentativen Malediven sowie auf Sri Lanka, und ansonsten auf diverse glutamatverseuchte China-Imbisse. Somit erreichte ich nach 13,5 Std Flug und 15 Std Zeitunterschied voller Vorfreude die Hauptstadt Taipeh. Auffällig war sofort die extreme Herzlichkeit der Taiwanesen und eine Hilfsbereitschaft, die ihresgleichen sucht. Dadurch und in Verbindung mit der hervorragenden touristischen Infrastruktur fällt das Reisen trotz aller Verständigungsprobleme und kulturellen Unterschiede recht leicht. Missgunst und Abzocke scheinen sowieso unbekannt zu sein, zudem wird Sauberkeit groß geschrieben. Nachts kann ich jedenfalls ruhigen Gewissens auf den Einsatz meines Schlafsackinletts verzichten, das mich in der ein oder anderen Absteige der vergangenen Monate wohl schon vor der Krätze bewahrt hat. Zufällig fand am Wochenende meiner Ankunft eine farbenfrohe Zeremonie zu Ehren von Konfuzius‘ Geburtstag am gleichnamigen Tempel statt, der ich als einzige westliche Person beiwohnen durfte. Wie der Altmeister schon erkannt hatte „ist der echte Reisende auch immer ein Landstreicher, mit Freuden und Versuchungen“. Allerlei davon warten hier auf den Nachtmärkten mit ihren Garküchen, und ich will gar nicht wissen, was ich bereits alles probiert habe, aber geschmeckt hat mal vom „stinky Tofu“ abgesehen fast alles. Nach 2 Tagen in Taipeh entschloss ich mich dann mit einigen Kameraden aus dem Hostel zu einer mehrtägigen Scooter Tour. Für die Ausleihe benötigte ich überraschenderweise zum ersten Mal überhaupt den Internationalen Führerschein, dessen Anschaffung ich längst als Fehlinvestition abgestempelt hatte. Bei der Ausleihe in Guatemala wurde beispielsweise beim Vorzeigen einer Fahrerlaubnis nur abgewunken..und bei der Frage nach einer Versicherung wurde ich sogar ausgelacht. Aber genug der Abschweife, es ging in den Osten des Landes, der uns entlang einsamer Landstraßen, windiger Serpentinen und einer schönen Küstenstraße zu einem beeindruckenden Nationalpark (Taroko) führte. Immer dicht begrüntes Gebirge im Blick stoppten wir unterwegs für einige kleinere Hikes und an Wasserfällen und abends badeten wir zur Entspannung in heißen Quellen. Welche weiteren Freuden und Versuchungen mich im Outdoor-Paradies Taiwan beglücken berichte ich dann beim nächsten Mal.