Weltmeisterliche Grüsse von der entspannten Praia da Pipa im Norden Brasiliens, wo wir uns momentan von den Strapazen der turbulenten WM erholen. Und was war das für eine Zeit. In den letzten Tagen jagte noch einmal ein Highlight das nächste, angefangen mit dem zurecht mit Superlativen betitelten, epischen 7:1 gegen den Gastgeber. Im Minerão von Belo Horizonte erlebten wir Momente, die sich wohl auf Ewigkeit im Gedächtnis eingebrannt haben. Und dass der volksnahe Kevin G. dann anschließend noch im Stadion mit uns die „Humba“ zelebrierte, war noch das Sahnehäubchen. Zudem traf ich mit „Gaucho na Copa“ den wohl berühmtesten Fan Brasiliens, ein wahrer „hombre con angel“ (Mann mit Charisma), der fair gratulierte. Dies galt, vielleicht dem schockierenden Ergebnis geschuldet, nicht für alle Brasilianer, so dass wir den Aggressionen aus dem Weg gingen und die angemessene Siegesfeier auf den nächsten Abend verschoben haben. Wie der Zufall es wollte, trat dann nämlich Michel Telo („ai se eu te pego“) in einem Club in Belo auf, und so wurde es eine ausgelassene Party. Rechtzeitig zum Finale waren wir dann zurück im von Argentiniern besetzten Rio, standen dort allerdings sprichwörtlich im Dunkeln. Denn unser Vermieter hatte seine Stromrechnung nicht bezahlt, so dass ihm der Saft kurzerhand abgedreht wurde. Wir haben uns dann mit Kerzen beholfen, aber ehrlich gesagt ist ne Weile ohne Fernseher, WhatsApp und ähnliche Errungenschaften der Moderne zwischendurch auch mal ganz befreiend. Lediglich die eiskalte Dusche war nicht so angenehm. Am Tag des grossen Finales – Ich Glücksritter konnte über diffuse Kanäle noch ein Ticket ergattern – parkte vor unserem Frühstückscafe nicht zu übersehen eine Strech-Limo, aber nicht irgendeine, sondern zugepflastert mit WM-Bildern, Länderflaggen und Devotionalien jeglicher Art. Wir kamen mit dem Besitzer, einem wurzellosen Abenteurer namens „Peppin“ ins Gespräch, der mit seiner Limo von New York bis zum Zuckerhut gefahren ist. Obwohl wir in Rio und in Belo sowieso schon über unseren Verhältnissen (dafür aber unter unserem Niveau) gelebt haben, entschieden wir uns kurzerhand die Limousine für die Anfahrt zum Maracaña und (optimistischerweise) die spätere Triumphfahrt zu mieten. So ein besonderes Spiel findet schliesslich nicht alle Tage statt! Dieses dann live zu erleben war unbeschreiblich, wenn auch aufgrund der (An)spannung schwer zu geniessen, aber am Ende hat es ja geklappt! Weltmeister!!!! Und im Bewusstsein der historischen Bedeutung haben auch wir auch gefeiert wie die Weltmeister: ausgestattet mit Schampus und Zigarren chauffierte uns der grandiose, für jeden Spaß zu habende „Peppin“ kreuz und quer durch die aus allen Nähten platzende Copacabana und durch Ipanema, immer und immer wieder hielt er an, mitten auf der Strasse, für ein siegestrunkenes Tänzchen und Ständchen („so gehn die Deutschen, die Deutschen die gehn so, so gehn die Gauchos…“) um die Strech-Limo herum, im Jubel der umstehenden Menschenmassen…es war wahrlich eine weltmeisterliche Nacht! 
