Ciudad Perdida

= „Die verlorene Stadt“ in der tropischen kolumbianischen Sierra Nevada, die 400 Jahre lang keine Menschenseele zu Gesicht bekam.  Schon als ich vor Jahren zum ersten Mal von dieser im tiefen Dschungel gelegenen, erst in den 70er Jahren entdeckten und nur durch einen mehrtaegigen Marsch zu erreichenden Staette gehört habe, war ich fasziniert und habe mir vorgenommen, die Tour bei Gelegenheit zu absolvieren. Nun war es also soweit. Als Ausgangspunkt diente zunächst Santa Marta, ein Feriendomizil der Kolumbianer, ausserdem Geburtsort von Valderrama und Falcao sowie Todesstätte von Simon Bolivar. Eine nach meinem Eindruck eigenartige Stadt zwischen Moderne und dritter Welt, alleine im Zentrum restaurierte, attraktive Gegenden auf der einen, heruntergekommene Straßenzüge mit zwielichtigen Gestalten auf der anderen Seite. Ein kleines Highlight war dann auch der Besuch der Valderrama-Statue am lokalen Stadion und die dortigen Fachgespräche über die kolumbianisch-deutschen Erfolgsaussichten bei der WM. Einen Besuch abgestattet habe ich auch dem angrenzenden Fischerdorf Taganga, dem obligatorischen Rückzugsort für Lebenskünstler, Hippies und sonstige Planetenkasper, der natürlich auch in Kolumbien nicht fehlen darf. Zudem ging es hinauf in das charmante Bergdorf Minca, das inmitten der Natur ein schoenes Ziel fuer einen Tagesausflug darstellte. Nun aber zum Dschungel-Trek: Zur Auswahl standen 4,5 oder 6 Tage. Nach den in Guatemala absolvierten Vulkanbesteigungen – im Vergleich hierzu Kindergeburtstage – habe ich mich vielleicht ein wenig uebermuetig fuer 4 Tage entschieden. Dass man dazu masochistisch veranlagt sein muss, wurde mir aber auch verschwiegen. Als unsere kleine Gruppe von drei netten Kanadiern und mir voller Motivation im Ausgangsort angekommen waren, nahm uns der herzensgute Guide vom indigenen Stamm der Wiwa im Empfang und versorgte uns gleich zu Beginn mit zu kauenden Koka-Blaettern fuer mehr Power und gegen das Hungergefuehl. Vielleicht hat auch die Erscheinung eines pinken Elefanten am Wegesrand damit zu tun 🙂 In den folgenden Tagen erwarteten uns dann so einige Herausforderungen: eine extreme Luftfeuchtigkeit, sengende Hitze, steile Anstiege, (die entsprechenden Abstiege sind uebrigens nicht weniger anstrengend), huefttiefe Flussueberquerungen, unwegsames Gelaende mit einer latenten Baenderrissgefahr (bei 3 Tagesmaerschen bis zur naechsten befahrbaren Piste keine schoene Vorstellung), schliesslich 1280 Stufen herauf zu verlorenen Stadt, ausserdem Moskitos, Zecken, Schlangen und anderes Getier, sowie Naechte in Haengematten. Dementsprechend ging es auf der Beduerfnispyramide in diesen Tagen einige Stufen abwaerts. Auf der anderen Seite wurden wir fuer die Qualen reich belohnt durch eindrucksvolle Dschungellandschaften mit einer variantenreichen Flora und Fauna, tiefen Einblicken in die Kultur der Wiwa- und Kogi Voelker, Wasserfaellen, glasklaren Badestaetten, schoenen Aussichten, und nicht zuletzt der Ciudad Perdida an sich. Dort trafen wir neben dem Militaer auch auf den „Mamo“, den Schamanen der indigenen Voelker, der uns an der heiligen Staette einem Ritual unterzog. Den letzten Tagesmarsch absolvierte ich auf eigene Faust, da der Rest der Gruppe noch einen Tag laenger blieb. Eine knappe Stunde vor dem Gluecksmoment der Ankunft im Basiscamp – noch nie hat ein Gatorade so gut geschmeckt – holte mich ein Knabe ein. Wie sich herausstellte hatte sich mein Guide Sorgen um mich gemacht und seinen zehnjaehrigen Sohn samt Pferd losgeschickt, um mich aufzufinden und zum Ende zu begleiten. Zwar legen die Eingeborenen diese Maersche taeglich zurueck, aber es ist dennoch erstaunlich zu sehen, wie scheinbar muehelos sie diese absolvieren – wohingegen unsereins mit den Kraeften am Limit ist und transpiriert wie sonst nur in der Sauna. Hier muss ich besonders unseren Koch hervorheben, der so einige Kilos Lebensmittel auf dem Ruecken mitschleppte, zumindest ab der Stelle, wo es selbst fuer die Maultiere nicht mehr weiter ging.  Nun, mit bereits einigen Tagen Abstand, ein wenig Wundenlecken und viel Entspannung blicke ich auf eine erinnerungswuerdige Tour und wirklich lohnenswerte Erfahrung zurueck.RSCN6935[1]

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